Gehen wir in die Blutothek, Mama?

Als die Stadtbibliothek München zur Blogparade aufrief, wollte ich eine der ersten sein, die ein Beitrag dazu einreicht. Nun ja, es kam immer etwas dazwischen: Kindergeburtstag und dann wurde jeder von uns krank. Am Wochenende habe ich nun den Beitrag schnell runtergeschrieben und weil ich Bibliotheken und andere Kultureinrichtung wichtig finde, werde ich ihn veröffentlichen (Trotz 1207 Wörtern nur eine Kurzfassung).

Wer sind wir?

Wir sind eine Familie, die Bibliotheken gerne und häufig nutzt. Die beiden großen Mädchen (2 und 4 Jahre) fordern den Bibliotheksbesuch richtig ein. Nur mit der Aussprache klappt es noch nicht so ganz und mein Mann und ich kichern vor uns hin, wenn die Wörter Blutothek, Babythek Bliblothek fallen. Das Baby schlummert beim Besuch in der Bibliothek meist im Tragetuch vor sich hin. Oder protestiert lautstark, weil es seine Bedürfnisse nicht befriedigt sieht. Das wird sich schnell ändern, sobald das Baby krabbelt. Die Mutter, also ich, ist selbst von kleinauf in Biblitheken gegangen und hat schließlich auch Bibliotheksmanagement studiert. Der Mann liest am Liebsten Fachbücher (IT-Zeug), die sind oft speziell und in Bibliotheken meist nur in veralteten Ausgaben vorhanden.

Auf dem Weg zur Bibliothek

Blogparade

Ach ja zurück zur Blogparade. Das Thema ist „Public! Die Stadt und ihre Bibliotheken“ Hört sich erstmal für Außenstehende nichtssagend an. Ende Februar wird es eine Konferenz zu diesem Titel in München geben. Es soll erörtert werden wie sich öffentliche Institutionen (Theater, Museen aber auch Bibliotheken) ändern sollen um zeitgemäß und zukunftsweisend zu bleiben/werden. Dazu wurde auf dem Blog der Münchner Stadtbibliothek um verschiedene Meinungen gebeten. Dort findet ihr auch die Beiträge anderer Menschen und Bibliotheken.

Wie nutzten wir als Familie die Bibliothek?

Unsere Bibliothek liegt auf dem Weg zum Kindergarten. Also perfekt um nach dem Kindergarten dort noch schnell vorbei zu gehen. Die erste Hürde ist die steile Treppe oder der umständliche Weg mit dem Aufzug um zur Bibliothek zu gelangen. Die Bibliothek liegt im ersten Stock eines Plattenbau. (Wir leben sehr zentral in Ost-Berlin.) Wenn man diese Hürde gemeistert hat, kommt schon die nächste. Haben Sie schon mal im Winter drei Kleinkinder und sich selbst aus der Kleidung geschält und wieder angezogen „nur“ um Bücher auszuleihen? WIr belegen mindestens drei Schließfächer. Das heißt für mich immer genügend 1-Euro-Münzen dabei zu haben. Beim Ausziehen kann es den Kindern nicht schnell genug gehen und beim Anziehen wird meistens gejammert, dass man gerne noch dableiben möchte und das Baby weint, weil es angezogen wird. Und das alles vor den Augen der Bibliothekare und anderen Nutzern. Aber wenn man diese Hürden geschafft hat, dann liegt einem die Welt der Bücher, Spiele und CDs zu Füßen.

Wenn man links abbiegt, gelangt man in den Kinderbereich. Dort gibt es Bücher, Spiele und CDs. Die Kinder zieht es in die hintere Ecke. Dort steht ein niedriger Tisch mit Stühlen, Sitzkissen und Kuscheltieren. Die Kleine nimmt sich oft zuerst ein Kuscheltier und dann ein Buch. Am meisten leihen wir uns Bücher der Reihe „Wieso?Weshalb?Warum?“ von Ravensburger oder Tiptoi-Bücher  aus. Die sind aber sehr beliebt und werden auch von anderen Kunden gerne ausgeliehen. CDs und Blue Rays leihe ich ungern aus, weil sie meist schon Kratzer haben, welche das Nutzungserlebnis trüben. Da nutzen wir eher Spotify um Hörbücher und Kinderlieder zu hören und Netflix und Amazon um Serien zu schauen. Selbst die „Sendung mit der Maus“ schauen wir in der Mediathek nach. Die Mediennutzung meiner Kinder unterscheidet sich groß von der Mediennutzung in meiner Kindheit.

Ravensburger

Lieblingsreihe

Die beiden Mädels sind so groß, dass man sie in dem Kinderbibliotheksbereich lassen kann und ich biege in den Erwachsenenbereich ab. Als erstes schaue ich bei dem Neuerwerbung-Regal vorbei. Bei Belletristik-Büchern streichele ich gerne mal den Buchrücken, denn zum Lesen von Belletristik komme ich zur Zeit gar nicht. Als Mutter interessieren mich eher die klischehaften Hausfrauen-Themen: Kochen, Backen, Basteln und Handwerken. Während der dritten Schwangerschaft saß ich ein Mal pro Woche, nachdem ich die Kinder in die Kita gebracht habe, in der Zeitschriftenleseecke und las mich durch das Zeitschriftensortiment. Was schon mal zwei bis drei Stunden dauern konnte.

Was ich noch nicht genutzt habe, ist der Online-Bestand. Wir haben einen Kindle zuhause und ich werde die Onleihe sowie Tiger Books sicherlich bald mal testen. Wäre das Ganze doch so unkompliziert und ansprechend wie Netflix oder Spotify…

Wie sieht unsere ideale Bibliothek aus?

Eigentlich ist unsere Bibliothek für unsere Bedürfnisse ideal. Sie ist fußläufig zu erreichen. Wir kommen mit dem Kinderwagen hinein, wenn auch umständlich. Wir finden immer Bücher zum Ausleihen und Veranstaltungen haben wir auch schon besucht.

Was also verbessern oder wünschen:

  • Architektur Die ideale Bibliothek ist barrierefrei zu erreichen. Auch in der Bibliothek sollte es so wenig Stufen wie möglich geben. Allein schon um mit dem Bücherwagen überall hinzukommen, sollte auf Stufen verzichtet werden. Dazu hat die Bibliothek ansprechende Möbel und Verweilmöglichkeiten. Viele Menschen gehen nicht nur in die Bibliothek um Medien auszuleihen, sondern auch um Zeit in der Bibliothek zu verbringen. Meine Lieblingsbibliotheken sind in der Niederlande zu finden. Mit ansprechenden Möbeln und großes Angebot erfreuen sie mein Bibliotheksherz.
  • Öffnungszeiten Die ideale Bibliothek hat ideale Öffnungszeiten. Für uns als Familie wären Sonntagsöffnungszeiten ein Traum. Das wird es wohl auch bleiben. Welche deutsche Bibliothek hat schon sonntags auf. In München wurde gerade die Samstagsöffnung beschlossen. Das ist für die meisten Menschen schon selbstverständlich. Dabei stehen Kultureinrichtungen am Samstag in starker Konkurrenz zu Einkaufsmöglichkeiten.
  • Bestand Die ideale Bibliothek hat den Bestand einer großen Buchhandlung. Alles neuwertige Bücher in ausreichender Stückzahl. Und das in gedruckter und elektronischer Form. Das wäre der absolute Lieblingstraum jedes bibliophilen Menschen. Leider wird es das nicht geben. Also sollte die ideale Bibliothek möglichst neuwertige Medien, nicht nur (gedruckte) Bücher haben. Auch finde ich es gut, wenn eine Bibliothek Gegenstände wie Tiptoi-Stifte, E-Book-Reader, Tablets verleiht, um Mediennutzung für verschiedene Menschen möglich zu machen. Darüber hinaus wäre es begrüßenswert, wenn Hardware wie ein Raspberry Pi zur Literatur ausleihen könnte.
  • Social Media Als Bibliothek sollte man Social Media als Informationskanal nutzen, um Nutzer zu informieren und die Kundenbindung zu stärken.
  • Internetzugang Der wichtigste Zugang zu Informationsquellen ist das Internet und den nutzen die meisten Menschen über ihre eigenen Geräten wie Smartphone und Laptops. Es reicht nicht nur PC-Arbeitsplätze bereitzustellen, sondern auch die Möglichkeit in der ganzen Bibliothek mit seinen Geräten zu arbeiten.
  • Katalog In der Bibliothek ist das wichtigste Recherchewerkzeug für die vorhandenen Medien der Katalog. Durch RDS ist der Bibliothekskatalog für Nutzer (und auch für manche Bibliothekare) noch unübersichtlicher geworden. So muss ich jedes Mal meine Bibliothek und meine bevorzugten Suchkriterien auswählen. In Apps von Netflix und Amazon ist das alles viel intuitiver als in den meisten Bibliothekskatalogen.
  • Medienkompetenz Eine der wichtigsten Eigenschaft in der heutigen Zeit ist die Medienkompetenz, die sich nicht nur auf Büchern beschränkt. Alle Medien sollten als gleichwertig angesehen werden. Es ist egal, ob man die Geschichte über ein E-Book-Reader oder gedrucktes Buch liest. Auch ist es egal, ob man ein Brettspiel oder ein Computerspiel spielt. Alles ist wichtig und richtig.

Diese Informationsseite bekommt man beim VOEBB nach dem Einloggen ins Konto. Wieso?

 

Ich hoffe mit dem Artikel konnte ich einen kleinen Einblick in unsere Bibliotheksnutzung geben. Bibliotheken und Kultureinrichtungen werden auch in Zukunft eine Rolle spielen. Wir müssen aber hart kämpfen, um Ressourcen dafür zu erhalten. Aber es lohnt sich. Das sehe ich bei jedem Bibliotheksbesuch in den Augen meiner Kinder. Danke!

Vorlesen

Die Große liest dem Kleinen etwas vor

 

Schreibe einen Kommentar